Home Bots & Business „Wir werden in zehn Jahren nicht mehr über den Einsatz von Robotern nachdenken, weil es dann vollkommen normal ist“

„Wir werden in zehn Jahren nicht mehr über den Einsatz von Robotern nachdenken, weil es dann vollkommen normal ist“

by Waltraud Ritzer

Pepper ist ein humanoider Roboter, der darauf programmiert ist, Menschen und deren Mimik und Gestik zu analysieren und auf diese Emotionszustände entsprechend zu reagieren. Der Marktstart war 2015, nun hat der Hersteller Softbank die Produktion aber eingestellt. Rockingrobots diskutiert mit Thomas Oehring, CEO von Novabotics und Mathias Hofmann (CTO) über die Hintergründe – und welche Einsatzgebiete sie heute und in der Zukunft von Robotern im Alltag sehen.

Sie haben Pepper auch vermarktet, hat Sie der Produktionsstopp überrascht?

Thomas Oehring: Zuerst ja, ich hatte den Eindruck, dass der Pionier unter den humanoiden Robotern das Schiff verlässt. Wir haben Pepper auch im Programm, und wir haben auch ein paar Systeme verkaufen können, aber letztlich war die Vermarktung schwierig. Wir haben uns dann gefragt, warum Pepper nicht funktioniert, ein Rasenroboter aber schon …

Und das Ergebnis war?

Oehring: Eigentlich können wir uns den Service-Robotics-Markt vorstellen, wie den PC-Markt Anfang der neunziger Jahre – da gibt es durchaus Parallelen. Damals gab es ein Betriebssystem mit Windows 3.11, das haben wir im Robotic-Bereich mit Robot Operating System (ROS) auch – das ganz hervorragend funktioniert und viele Einsatzmöglichkeiten bietet. Aber wir stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung, der PC in den Neunzigern war für die meisten Anwender ja auch im Grunde nicht mehr als eine komfortablere Schreibmaschine, erst später wurden weitere Funktionen erweitert und neue Einsatzgebiete gefunden. Ähnlich ist es mit Robotern, viele haben Staubsauger-Roboter oder Rasenmäher, die ihre Arbeit leisten und auch beliebt sind, zumal sie ja auch erschwinglich sind. Pepper ist genau das Gegenteil davon.

Und warum ist das so?

Oehring: Pepper kann eine Vielzahl von Aufgaben, wenn man ihm genau sagt, was er in den nächsten fünf Minuten tun soll. Wenn man beispielsweise das Social-Programm startet, dann umarmt Pepper – er macht aber auch nichts anderes, bis man ein anderes Programm startet. Der konkrete Nutzen bezogen auf den administrativen Aufwand ist deshalb ein ganz anderer, als beispielsweise bei einem Staubsauger-Roboter.

Mathias Hofmann: Pepper zeigt aber auch deutlich, in welche Richtung der Robotic-Markt gehen wird. Wir bräuchten ein System, dass dynamisch so viele Informationen wie Fragen und Antworten verarbeiten kann, dass es wirklich auf verschiedene Situationen reagieren kann. Um Pepper produktiver einsetzen zu können, müsste er dynamisch auf Personen zufahren können, müsste sie ansprechen können und vielleicht sogar etwas über die Biographie der Person wissen. Und Pepper müsste dann auch in der Lage sein, auf eine Vielzahl von Sprachbefehlen zu reagieren. Dazu müsste letztendlich ein Universal-Chat-Bot hinterlegt werden.

Mathias Hofmann

Oehring: Zudem ist das System teuer. Pepper kostet, allein auf die Hardware bezogen, 17.000 Euro. Alternative Systeme kosten nur ein Fünftel des Preises.

Gibt es denn Alternativen zu Pepper, die günstiger sind und auch besser funktionieren?

Oehring: Wir setzen beispielsweise JAIme (James AI mobile expert) ein, da kostet die Hardware um die 3.000 Euro – und dann muss natürlich noch der Use Case aufgesetzt werden. Wir verkaufen die Lösung für unter 10.000 Euro und bieten sie auch für rund 500 Euro pro Monat als Robotics as a Service an.

Und was kann JAIme?

Oehring: JAIme kann beispielsweise autonom zu definierten Punkten gehen und ein vorab festgelegtes Verhalten abspielen und das auch noch zeitlich gesteuert. Allerdings hat man auch hier einen administrativen Aufwand. Wir machen beispielsweise die Erfahrung, dass beim Einsatz von JAIme im Pflegebereich manche Pflegekräfte von der Steuerung überfordert sind – aber das ist ja auch gar nicht ihre Aufgabe. Beim Einsatz von Robotern ist deshalb immer auch ein externer Support nötig.

Gibt es auch andere Bereiche, in denen Roboter sinnvoll sein können – ohne diesen administrativen Aufwand?

Hofmann: Auf jeden Fall, zum Beispiel im Gastro-Bereich. Service-Roboter können hier Essen an den Tisch bringen und das schmutzige Geschirr abholen. Das entlastet die Servicekräfte, die sich dann um die Beratung der Gäste kümmern können. Das sind ganz einfache Use-Cases, die sich schnell amortisieren. Pepper wiederum hat sich vor allem dadurch vermarktet, dass er ein Symbol war und wenig Mehrwert brachte. Wir konzentrieren uns auf einen nachhaltigen, sinnvollen Nutzen bei unseren Projekten.

Welche Entwicklungen erwarten Sie denn in näherer Zukunft?

Oehring: Ich glaube, dass Roboter zunehmend dafür eingesetzt werden, um wiederkehrende Aufgaben zu erledigen – alleine, damit wir uns mehr Zeit für menschliche Aufgaben widmen können. Roboter können uns helfen, wieder menschlicher zu werden.

Hofmann: Roboter können uns wunderbar bei Routine-Aufgaben entlasten.

Oehring: Wenn ich noch einmal auf mein Bild mit den PCs zurückgreifen darf. In den Neunzigern war Computer noch etwas für Neugierige und Innovative , dann kamen immer mehr Funktionen und Einsatzgebiete – bis hin zu den ersten Smartphones. Mittlerweile sind Computer ein integraler Bestandteil unseres Lebens, ähnlich wird es auch mit Robotern sein. Wir werden in zehn Jahren nicht mehr über deren Einsatz nachdenken, weil es vollkommen normal ist.

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